Eines unserer langfristigen Projekte: Lemberg-Projekte

Sonntag, 20. November 2022

Peter Forster

Seit 2003 unterstützen wir ausgewählte Hilfsorganisationen und Selbsthilfegruppen in der Westukraine. Auf halbjährlichen Reisen der Mitglieder der "Kerngruppe Lemberg" machen sie sich ein Bild, welche Organisationen, in welcher Form, vor Ort unterstützt werden soll, bzw. wie Geld- und Sachspenden eingesetzt wurden. 


Text

Lemberg-Projekte


Zielsetzung

"Hilfe zur Selbsthilfe" durch die Unterstützung von Hilfsorganisationen und Selbsthilfegruppen in der Westukraine. 

März 2022:  Fluchthilfe und Aufnahme von 20 Menschen, Behinderten und ihren betreuenden Volontären, sowie deren intensiven Betreuung durch uns vor Ort.


Finanziell

Die Gesamtsumme unserer Hilfen seit dem Jahr 2003 beträgt rund eine Million Schweizer Franken. Die beiden Clubs leisten eine fixe jährliche Zahlung und führen gemeinsame Spendenaktionen durch (ca. 60 %) hinzu kommen Spenden von Mitglieder wie auch von Nichtmitglieder (ca. 40 %). Alle Eigenleistungen und Reisespesen bezahlen die Mitglieder selbst.


Allgemein

Seit dem Jahr 2003 engagiert sich unser Club zusammen mit dem RC-Kreuzlingen in einem Hilfsprojekt für bedürftige Kinder und Jugendliche in der Westukraine mit dem Namen Lemberg-Projekte. Es ist dies sowohl unser intensivstes, längstes wie auch grösstes Engagement. Umgesetzt wird diese Hilfe durch ortsansässige Hilfsorganisationen sowie Selbsthilfegruppen, welche unserem Kernteam verschiedene Projekte vorschlagen und dieses alsdann über deren Durchführung befindet. Zweimal jährlich reisen Mitglieder des Kernteams nach Lemberg, kontrollieren und besprechen Projekte und überbringen Zahlungen, z.T. in bar. Damit haben wir Gewähr über die Effizienz, Transparenz und Nachhaltigkeit unserer Projekte. Diese umfassen diverse Sachinvestitionen, medizinische Hilfen, soziale Projekte sowie Schulungen, immer im Zusammenhang mit bedürftigen Kindern und Jugendlichen. Ein ausserordentliches Engagement seit Kriegsbeginn  in der Ukraine betrifft die Fluchthilfe von Behinderten samt ihren Volontären (total 20 Personen) mit anschliessender, vollumfänglichen und zeitintensiver Betreuung. 

Malteser Hilfsdienst Ukraine

Über das Malteser Hilfswerk mit Sitz in Lemberg finanzieren wir Hilfen zumeist in Sachwerten. Insgesamt wurde bislang in diese Projekte am meisten Geld investiert.

Zuerst waren es vor allem Betten, Matratzen und Nachtische, insgesamt über 600. Danach folgten Renovationen in Kinderheimen, Küchen, Waschräume, Therapieräume, Nasszellen, 1 Zahnarztpraxis, 1 Nähstube. Auch halfen wir körperlich behinderten Kinder mit dem Kauf und Anpassungen von Orthesen und es folgten weitere, kleinere Sachinvestitionen in verschiedenen Heimen und Schulen.

Zusammen mit einem örtlichen Rotary Club renovierten wie eine Blindenschule und rüsteten diese mit sprachgeführten Computern aus. Ebenso vor ein paar Jahren, kurz nach Beginn des Krieges im Donbass, ermöglichten wir 160 vom Krieg traumatisierten Kinder aus Luhansk und Donetzk, einen 14 tägigen Erholungsaufenthalt in der Westukraine.

Selbsthilfegruppe "Open House"

Diese Selbsthilfe entstand aus dem Bedürfnis, Eltern praktische und psychologische Hilfen im Umgang mit ihren behinderten Kinder anzubieten, denn solche Unterstützungen gab es von staatlicher Seite nicht. Wir finanzieren die 3 - 4 tägige Seminare für Eltern, solche nur für Mütter und solche nur für Väter, ebenso wie einmal jährlich ein einwöchiges Sommerlager.

Fünf mutige Frauen, zumeist selbst Mütter von behinderten Kindern, führen diese Selbsthilfegruppe und deren Aktionen. Die landesweite Nachfrage ist stark gestiegen und das Verständnis, insbesondere auch der Väter wächst. Ein wichtiges Ziel ist es, einerseits den Mütter klar zu machen, dass es neben der konzentrierten Aufmerksamkeit für das Kind auch weiterhin noch ein Familienleben gibt. Andererseits gilt es bei den Vätern Verständnis zu wecken für die normalerweise sehr enge, fast symbiotische Beziehung zwischen Mutter und Kind, bei der sich Ehemänner dann oft ausgeschlossen vorkommen.

Nicht selten führen solche Missverständnisse zu schwierigen familiären Situationen, zu Zerwürfnissen, Alkoholismus, Scheidung oder gar Suizid.

Wir sind für diese Gruppe die hauptsächlichsten Sponsoren, das Ziel der Initiantinen ist es jedoch, vermehrt Unterstützung und Beachtung durch die Öffentlichkeit und der Behörden     

Selbsthilfegruppe " Open Hearts"

Diese Gruppe ist aus dem Wunsch der vorgenannten Selbsthilfegruppe im Jahr 2005 entstanden und dies aus folgendem Grund:

Behinderte im schulpflichtigen Alter leben vom Staat einigermassen umsorgt, später jedoch entfällt diese Unterstützung weitgehend. Kommt hinzu, dass oftmals ein Elternteil entfällt, sei es durch Trennung, Tod oder Scheidung und oft sind auch Alkohol und soziale Missstände mitbeteiligt. Somit geraten diese jungen Behinderten erst recht in missliche Verhältnisse und das nicht nur was ihre räumliche und physische Beweglichkeit angeht. Ein neues, soziales Umfeld wird dann umso wichtiger für diese Menschen.

Wir ermöglichen der Gruppe "Open Hearts" seit dem Jahr 2005 ein soziales Umfeld dadurch, dass sie sich einmal monatlich zu Anlässen treffen können, sowie einmal im Jahr in ein gemeinsames Ferienlager reisen können. Bis März 2022 war dieses wohl unser kleinstes Projekt, jedoch auch jenes, welches uns am meisten am Herzen lag.

Kurz nach Beginn des Krieges in der Ukraine bat uns die Gruppe um Hilfe, also zur Flucht und Unterkunft in der Schweiz und seitdem betreuen wir einen Teil dieser Gruppe von anfänglich 21 Flüchtlingen. (davon 6 in Rollstühlen und 3 weitere mit verschiedenen Behinderungen, sowie ihren notwendigen Helfern) Inzwischen sind 7 Personen zurück in ihre Heimat gereist und die restlichen überlegen sich täglich eine mögliche Rückkehr. Diese ist aber für Sie in Anbetracht ihrer speziellen Umstände sowie der neuen, winterlichen Probleme in der Ukraine derzeit kaum möglich und wir richten uns darauf ein, sie so gut wie möglich zu umsorgen, solange sie in unserer Obhut bleiben wollen.